Lebensphasenorientierung für eine familienfreundliche Unternehmenskultur
Unsere Gesellschaft unterliegt einem Wandel, der sich auch auf die Arbeitswelt niederschlägt. Die Erwartungen und Anforderungen an Arbeitgeber verändern sich, auch mit Blick auf Vereinbarkeit. Heute geht es um weit mehr, als Mütter eine Option auf Teilzeit zu ermöglichen. Doch was bedeutet es konkret, wenn Unternehmen sich als familienfreundlich bezeichnen und wo liegen die Potenziale? Lebensphasenorientierung kann zum Schlüssel für eine gelebte Kultur der Vereinbarkeit in Unternehmen werden.
Was bedeutet Lebensphasenorientierung
Mithilfe passgenauer Vereinbarkeitsmaßnahmen sollen alle Mitarbeitenden in ihrer jeweils individuellen Lebensphase optimal gefördert und unterstützt werden. Dadurch sollen alle ihre Potenziale umfassend entfalten können und dabei langfristig gesund, zufrieden und somit auch leistungsfähig bleiben.
Konkret geht es also darum, Mitarbeitende in ihrer Gesamtheit wahrzunehmen und passgenaue Maßnahmen für unterschiedliche Lebensphasen anzubieten.
Lebensphasen und -entwürfe können heute ganz unterschiedlich verlaufen. Wo früher Ausbildung, Arbeitsleben und Ruhestand strikt aufeinanderfolgten und das Privatleben in deutlicher Abgrenzung parallel dazu verlief, greifen Lebensphasen heute zahnradartig ineinander. Arbeitsleben und Privatleben greifen gleichberechtigt ineinander und werden vom lebenslangen Lernen begleitet.
Gesellschaftliche Veränderungen mit Einfluss auf unsere Arbeitswelt
Bei der Frage nach Vereinbarkeit geht es heute nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie. Die Notwendigkeit, sich als Unternehmen mit passgenauen Maßnahmen zur Vereinbarkeit des Privatlebens und des Berufs auseinanderzusetzen, ist eine Folge des gesellschaftlichen Wandels. Folgende Veränderungen lassen sich beobachten:
- Demografischer Wandel: Sinkende Geburtenraten und medizinischer Fortschritt führen zu einer Überalterung unserer Gesellschaft. Laut Prognosen wird beispielsweise die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 50 Prozent steigen. Gleichzeitig werden diejenigen, die in der Pflege arbeiten könnten, immer weniger.
- Fachkräftemangel: Eine Folge des demografischen Wandels ist der Engpass an qualifizierten Fachkräften. Umso relevanter wird es für Unternehmen, Mitarbeitende langfristig zu halten und neue Mitarbeitende zu gewinnen.
- Wandel von Rollenbildern: Klassische Familienmodelle und Rollenverteilungen innerhalb der Familie verändern sich. Damit Familien Erwerbs- und Care-Arbeit gleichberechtigt verteilen können, braucht es eine Unternehmenskultur, die Mütter und Väter dabei gleichermaßen unterstützt.
- Technisierung und Digitalisierung: Der technologische Fortschritt und die Digitalisierung unserer Arbeitswelt ermöglichen heute eine zunehmende Flexibilität in der Wahl von Arbeitsorten und -zeiten. Nicht zuletzt war die Pandemie ein Katalysator für hybrides und ortsunabhängiges Arbeiten.
- Wertewandel: Eine sinnstiftende Tätigkeit, Selbstwirksamkeit, persönliche Freiheit, psychosoziale Gesundheit und Flexibilität sind Werte, die heute zunehmend die Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber beeinflussen.
Welche Potenziale birgt eine lebensphasenorientierte Personalpolitik?
Eine Lebensphasenorientierung im Unternehmen soll dafür sorgen, dass Mitarbeitende langfristig zufriedener, gesünder und somit leistungsfähiger sind. Das führt bestenfalls zu einem Mehrwert auf beiden Seiten: Den Arbeitnehmenden und den Arbeitgebenden.
Wenn Unternehmen Vereinbarkeit wirklich in ihrer Unternehmenskultur verankern und dafür sorgen, dass sich all ihre Mitarbeitenden gesehen fühlen, führt das nachweislich zu einer höheren Zufriedenheit auf Seiten der Mitarbeitenden. Das wiederum steigert die Motivation und Produktivität. Fehlzeiten aufgrund von Krankheit können zudem reduziert werden. Studien zufolge sorgt eine lebensphasenorientierte Personalpolitik langfristig auch für eine geringere Fluktuation. Ein Unternehmen kann sich auf diese Weise als attraktiver Arbeitgeber etablieren.
Wie lässt sich eine Lebensphasenorientierung im Unternehmen etablieren?
Bei der Einführung von Maßnahmen gibt es keine pauschale Lösung. Das Vorgehen sollte stattdessen zu den individuellen Bedarfen der Mitarbeitenden sowie der Unternehmensstrategie passen. Um herauszufinden, welche lebensphasenorientierten Ansätze für das Unternehmen passend sind, helfen die folgenden Schritte:
- Status-Quo analysieren: Es braucht zunächst einen umfassenden Überblick über die aktuelle Situation. Dazu können beispielsweise ein Blick auf die Personalstatistik oder eine Befragung der Mitarbeitenden helfen.
- Konkrete Ziele formulieren: Wenn die Ausgangslage bekannt ist, können konkrete Ziele festgelegt werden, die mithilfe der Lebensphasenorientierung erreicht werden sollen.
- Maßnahmen und Meilensteine definieren: Zur Erreichung der Ziele braucht es einzelne Maßnahmen und Handlungsschritte. Zur Implementierung sollten klare Verantwortlichkeiten und ein realistischer Zeitplan festgelegt werden.
- Wirkung messen und evaluieren: Nach der Initiierung von Maßnahmen sollte die Wirkung überprüft werden. Durch regelmäßiges Monitoring können Maßnahmen evaluiert und bei Bedarf nachgesteuert werden.
Eine Mögliche Maßnahme zur besseren Vereinbarkeit und für mehr Flexibilität kann die Einführung der Vier-Tage-Woche im Unternehmen sein. Das Konzept habe ich mir hier genauer angeschaut.